Nur für meine Freunde
Rauminstallation im Kunstraum Potsdam, 2009-2010
Katalog-Text von Silke Feldhoff
zur Ausstellung: Der Geschmack von Wolken
im Kunstraum Potsdam
13.12.2009 – 14.02.2010
Nur für meine Freunde
3 x Tisch, Stuhl, Schreibtischlampe, Tagebuch, Audioschleife, Kopfhörer, 3 Portraitfotografien 100 x 79 cm
Rauminstallation im Kunstraum Potsdam, 2009 – 2010
Erfolg und Misserfolg, das Fallen, Wideraufstehen, Weitermachen und sein Ziel verfolgen, gehören zum Leben eines jeden Menschen. Drei unterschiedliche Lebenswege stellt Beret Hamann exemplarisch vor: Ostgeborene mit einer DDR-Sozialisation, die 1 Jahr nach der Wende, 1990-1995 an der Hochschule Wismar / FH Heiligendamm Design studierten und sich danach mit dem politischen Systemwechsel und seinen komplexen Auswirkungen auf das soziale und berufliche Dasein konfrontiert sahen. Was ist aus ihren Zielen, Wünschen und Hoffnungen geworden, welche Wege, Irrwege, Umwege sind sie in der für sie neuen Gesellschaft gegangen, wie beschreiben und bewerten sie ihren Lebensweg heute?
In Interviews ist Beret Hamann diesen Fragen nachgegangen; Tondokumente und Transkriptionen dieser Gespräche sowie persönliche Eintragungen in ‚Erfahrungstagebücher‘ geben Einblick in die drei Biografien. Je ein Schreibtisch mit Leselampe lädt zum konzentrierten Studium der Dokumente ein und ermöglicht gleichzeitig einen Blick auf die Interviewten, deren fotografische Portraits an der gegenüberliegenden Wand angebracht sind. Durch die Art dieser Bildnisse wendet Beret Hamann die Wahrnehmung: Die Portraitierten sind mitnichten lediglich Objekt der Betrachtung, im Moment des Zurückblickens werden sie Subjekt, binden sie den Rezipienten in eine intensive Auseinandersetzung des Spurenlesens im Gesicht des jeweiligen Gegenübers ein.
Durch die künstlerische Adaption von Methoden der Oral History und Cultural Studies ermöglicht Beret Hamann eine nicht nur atmosphärisch dichte Beschreibung des konfliktreichen Prozesses des Zusammenwachsens zweier gesellschaftlicher Systeme. Selbst ein Nach-Wende-Zeugnis, enthält sich ihre Arbeit einer vorgreifenden Wertung und überlässt es den Rezipienten, sich zu diesem spannungsvollen Thema zu verhalten.
Katalogtext von Silke Feldhoff / Kuratorin der Ausstellung: „Der Geschmack von Wolken“, 2009 – 2010